Gelb auf grauem Grund
„Gelb auf grauem Grund“ – Romanischer Keller: Malerei von Stefan Osterider
Mit Verständnis, aber auch mit Sorge beobachtet man den Hang junger Künstler zu bedrängtem Ausdruck belastender Themen. Sie sind in einer trüben Welt aufgewachsen, ihre Kunst soll und will nichts anderes sein als Zeugnis der Anteilnahme an Armut und Aussichtslosigkeit ringsum. Zu den Künstlern, die sich den Schattenseiten des Seins zuwenden, gehört der 27jährige Grazer Stefan Osterider. Sieben großformatige Ölgemälde, die er heuer gemalt hat, sind in der Hypo-Galerie im Romanischen Keller am Waagplatz bis 20. Dezember ausgestellt.
Stefan Osterider, der in Wien lebt, studierte an der Hochschule Mozarteum bei dem Maler Peter Prandstetter und dem Graphiker Herbert Stejskal. Wenn auch in diesen Klassen das Interesse an abstrakter Malerei gefördert wurde, so dürfte Osteriders malerische Askese doch vor allem in der persönlichen Einstellung begründet sein. Anfangs ließ er gewisse konkrete Ansätze erkennen, in den jüngsten Bildern ist kaum mehr etwas Reales, Identifizierbares nachweisbar. Er nimmt die Farben zurück, beruhigt mit viel Grau und wählt für kontrastierendes Gelb matte Tönungen.
Im Bild „Grundschwarz“ liegt ein gelber Balken diagonal in der dunklen Fläche, in „Chiffre“ verweigern sich die graphischen Elemente einer Erläuterung, „Substrat“ erweckt den Anschein einer unvertrauten Unterlage, „Hautmal“ hat unweigerlich Gedanken an die Krankheit AIDS zur Folge. Beim „Gelbfeld“ wäre man am ehesten bereit, Spuren von Ackerboden und Ernte zu deuten. An der Ehrlichkeit der geheimnisvollen Utopien ist nicht zu zweifeln. Doch bleibt die grundsätzliche Frage offen, ob eine so extrem zurückhaltende Kunst etwas verbessern, jemandem helfen kann.
Robert Wolf, SVZ, Romanischer Keller, Salzburg, 1995